24. Juli 2010 | Druckansicht

Themenblock: »Praxis«

Referent_in: Markus Brunner

Tag: Freitag, 27.8.2010

Beginn: 17:00 Uhr

Dauer: 2 Std.

Raum: KL 24/122d

Zur Aktualität von Peter Brückners Denken

Peter Brückners politische Psychologie versteht sich als Teil eines gesellschaftspolitischen Emanzipationsprojekts, das radikal die bestehenden Herrschaftsverhältnisse zu überwinden trachtet. In der eher praxisskeptischen Tradition der Kritischen Theorie und ihrer psychoanalytisch orientierten Sozialpsychologie stehend, bewegte ihn dieser Praxisimpuls dazu, sich von den 60er Jahren bis zu seinem frühen Tod 1981 intensiv mit verschiedensten Bewegungen mit emanzipatorischem Anspruch (von der heute unter dem Stichwort „68“ firmierenden Studierendenbewegung über die Kommune 1 bis zum bewaffneten Widerstand von Gruppen wie der Bewegung 2. Juni oder der RAF) auseinanderzusetzen und diese theoretisch zu begleiten. Er versuchte dabei, sie aus ihrem politischen und psychosozialen Kontext heraus zu verstehen, ihr Potential zu durchleuchten, aber auch ihre Wege der Emanzipation – immer möglichst im direkten Dialog mit ihnen – kritisch zu hinterfragen.

Diese Auseinandersetzungen mit politischer Praxis standen im Kontext der grundsätzlichen Forderung nach einer „Politisierung der Wissenschaft“, in welcher die gesellschaftlichen Verhältnisse ebenso thematisiert werden sollten wie die eigene Subjektivität der Studierenden und Dozierenden und ihre konfliktträchtige Verstrickung in Herrschaft. Die Universität sollte dabei ein Ort werden, an dem möglichst angstfrei – und das heißt ohne Prüfungs- und andere Leistungszwänge und ohne disziplinäre oder thematische Schranken – die Möglichkeiten von gesellschaftlicher und Selbst-Befreiung reflektiert werden können.

Brückners eigener Versuch, die politische Psychologie sowohl als wissenschaftlich-aufklärerisches wie aber auch als kollektives Emanzipationsprojekt an der Uni Hannover umzusetzen, führte in den 70er Jahren in Zeiten der RAF-Hysterie zu mehreren Suspendierungsverfahren und jahrelangem Lehrverbot.

Ich will in diesem Workshop Brückners bewegtes Leben und die Grundzüge seines Denkens darstellen, um danach mit Euch einerseits über das aktuelle Potential seiner politisch-psychologischen Auseinandersetzungen mit verschiedenen Formen politischer Praxis und andererseits über sein Konzepts einer politisierten Hochschule bzw. universitären Psychologie zu diskutieren.

Die Veranstaltung ist auch für EinsteigerInnen geeignet.