(Praxis-) Widersprüche von Bildung, Erziehung und Pädagogik
Es gibt vielfältige Auseinandersetzungen der Kritischen Psychologie mit Fragen, die sich im Kontext von Bildung, Erziehung und Pädagogik stellen. Die Kritik und Weiterentwicklung von Lernkonzepten spielt darin eine herausragende Rolle. Die Funktion von Erziehung und Bildung bei der Reproduktion von Gesellschaft und ihrer Herrschaftsverhältnisse wird kritisch rekonstruiert und die emanzipatorische Perspektive der Überwindung fremdbestimmter (Lern-) Verhältnisse, damit selbstbestimmtes Lernen denkbar und möglich gemacht. In der Kritischen Psychologie werden die Probleme, sich in widersprüchlichen Lern- und Bildungskontexten zu bewegen, aus einer subjektwissenschaftlichen Perspektive erfasst und bearbeitet. Die Frage, inwieweit fremdgesetzte Erziehungs- und Bildungsziele problematisch sind oder gerade in guter Absicht zu verstärkter Unterwerfung führen, ist zentral und stellt eine große Herausforderung in den verschiedenen Feldern erzieherischer, bildnerischer, sozialarbeiterischer oder pädagogischer Praxis dar. Die in diesen Feldern Tätigen haben es häufig mit unterschiedlichen Praxistheorien und Vorstellungen zu tun, die alles andere als emanzipatorisch sein können. Gleichzeitig kann das Interesse an Selbstbestimmung, gesellschaftlichem Fortschritt und persönlicher Weiterentwicklung nicht von oben oder von außen verordnet werden.Die Kritische Psychologie stellt relevante Kategorien und Reflexionen zur Verfügung, die es ermöglichen, sich alltägliche Probleme, ihre politische, theoretische wie praktische Dimension so anzueignen, dass in ihnen die gesellschaftlichen Widersprüche nicht einfach als Probleme von Einzelnen, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihres Bildungsstandes werden.
Als marxistische Subjektwissenschaft rekonstruiert sie systematisch den Zusammenhang zwischen der eigenen Handlungspraxis und den gesellschaftlichen Veränderungen, vor allem im Hinblick darauf, ob und wie es gelingen kann, gemeinsam handlungsfähig zu werden. Das bedeutet auch, diskursive Kämpfe um die Frage, was eigentlich die gesellschaftlichen Ursachen für das jeweilige Problem sind, auszutragen und alternative Sichtweisen und Denkformen zu verbreiten.
Im Block soll es vor allem darum gehen, Denkweisen, Praxen und Dynamiken zu verstehen, die es Leuten schwer machen, eine emanzipatorische Perspektive zu verwirklichen. Die Kontexte sind oft verschiedene, die Fragen ähnlich: Wie lassen sich Handlungsmöglichkeiten und Handlungsbehinderungen in den unterschiedlichen Kontexten und Zugängen ausmachen? In welchen Feldern handeln Menschen mit welchen Praxistheorien? Wie werden unter der Hand herrschaftsförmige Strukturen reproduziert, obwohl es explizit um eine herrschaftsfreie Perspektive geht? Welche Rolle spielen Erziehungsratgeber, mediale Stereotype von Schulschwänzern und Intensivtätern und der Hype um Lebenslanges Lernen? Diese und eine Menge anderer Fragen werden wir auf dem Podium und in den anschließenden Workshops stellen und versuchen, aus kritisch-psychologischer Blickrichtung zu beantworten.