12. Juli 2010 | Druckansicht

Themenblock: »Bildung«

Referent_in: Gisela Ulmann

Tag: Samstag, 28.8.2010

Beginn: 14:30 Uhr

Dauer: 2 Std.

Raum: L 115

Seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wird einer propagierten an kindlichen Bedürfnissen orientierten Erziehung (die fälschlich den „68er Eltern“ zugerechnet wird) der Aufruf „Mut zur Erziehung“ entgegengesetzt. Seit damals aber immer drängender wird so auf sehr verschiedene Weise versucht, gesellschaftliche Widersprüche und Probleme „pädagogisch“ zu lösen.

Wenn man aber umgekehrt versucht, pädagogische Ratschläge als an den Anforderungen an die Produzenten orientiert zu analysieren, lassen sich folgende Thesen aufstellen:

Unverstandene widersprüchliche Anforderungen an die Produzenten im Rahmen der Automatisierung (eigenverantwortlich fremdgesetzte Ziele zu verfolgen) spitzen sich im Zeitalter der Globalisierung und des Neoliberalismus zu („Selbstbestimmung“ in „Fremdbestimmung“ des „Arbeitskraftunternehmers“). Dieser Widerspruch schürt Erziehungsunsicherheit.

Wenn dieser Widerspruch unverstanden ist, ist evtl. verständlich, warum Erziehungsratgeber mit klaren Ansagen (für Disziplin, gegen Tyrannen – womit Kinder gemeint sind), Bestseller werden – da in der Unsicherheit scheinbar sicherheitsvermittelnd. Da solche Ratschläge für manche Eltern (und ErzieherInnen) von Kleinstkindern aber eher trostlos sind, ist auch verständlich, dass diese (wie KindertagesstättenerzieherInnen) eher an kindlichen Bedürfnissen orientierte Erziehungsratgeber bevorzugen.

Dass menschliche Kinder Subjekte sind, die sich zu ihren Bedingungen begründet verhalten können und verhalten, bleibt in beiden Typen von Erziehungsratgebern unberücksichtigt